Der Leistenbruch ist ein Männerproblem, Frauen sind fast nie betroffen. Jeder Vierte erleidet einmal einen. So auch Robert Zuber (Name geändert) aus Triengen LU. Er war 50, als er im Garten schwere Steine hochhob. «Da spürte ich plötzlich einen Schmerz in der linken Leiste und ertastete dort eine weiche Beule.» Eine solche Beule entsteht, wenn die Bauchwand wegen einer Gewebeschwäche reisst und ein Teil des Darms durch die Lücke nach aussen drückt.
Der Chirurg setzte Zuber ein Kunststoffnetz ein, mit dem er das Loch in der Bauchwand verschloss. Doch es kam nicht gut: Seit der Operation plagen Zuber starke Schmerzen.
Robert Zuber ist kein Einzelfall. Jeder Zehnte kämpft nach einer Leistenbruchoperation mit bleibenden Schmerzen. Denn die Chirurgen operieren an einer Stelle, wo sich Nerven, Blut- und Lymphgefässe befinden und wo bei Männern der Samenstrang zum Hoden verläuft. Viele Experten raten deshalb zur Vorsicht. «Patienten können mit der Operation zuwarten, bis sich Schmerzen melden», sagt etwa der Zürcher Arzt Thomas Walser.
Schmerzen können darauf hinweisen, dass der Darm eingeklemmt ist. Das kommt gemäss einer Untersuchung der Universitätsklinik für Allgemeine Chirurgie in Homburg (D) aber nur selten vor. Auch das deutsche Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen kommt zum Schluss, dass sich jeder zweite Betroffene, der mit der Operation wartet, auch in den nächsten fünf Jahren nicht operieren lassen muss.
Die Shouldice-Methode hat oft einen erneuten Bruch zur Folge
Kommt es doch zur Operation, sollte man sich vorab gut informieren. Denn nicht alle Techniken – etwa die Lichtenstein- oder die Shouldice-Methode – sind uneingeschränkt empfehlenswert (siehe Tabelle im PDF).
Schweizer Chirurgen operieren zwei Drittel aller Leistenbrüche mit der Lichtenstein-Technik. Dabei machen sie einen 6 bis 10 Zentimeter langen Schnitt, setzen ein Netz ein und nähen es fest. Jan Kukleta, Vorsitzender der Schweizerischen Arbeitsgruppe für Hernienchirurgie, steht dieser Technik kritisch gegenüber: «Der Chirurg drückt dabei die Nervenstränge in der Leiste zur Seite.» Das kann zu Verletzungen führen. Zudem können die Netze verrutschen oder mit dem körpereigenen Gewebe verwachsen. Das hat bei vielen Patienten Schmerzen zur Folge.
Bei der Shouldice-Technik näht der Arzt das Gewebe zusammen. Später kann es an derselben Stelle zu einem neuen Bruch kommen. Deshalb kommt diese Methode nur noch selten zum Einsatz.
Kleine Schnitte verursachen weniger Komplikationen
Besser schneiden Schlüsselloch-Operationen nach TAPP- oder TEP-Verfahren ab, bei denen der Chirurg nur kleine Schnitte macht. In beiden Fällen setzt er ein Netz ein. Jan Kukleta sagt: «Die kleinen Schnitte verursachen weniger Komplikationen und Schmerzen.» Ausserdem kommt es später seltener zu erneuten Brüchen.
Doch diese Eingriffe sollten erfahrene Chirurgen vornehmen, rät Kukleta: «Das ist entscheidend für eine möglichst risikoarme Operation.» Daniel Tapernoux von der Schweizerischen Patientenorganisation empfiehlt, sich vor der Operation zu erkundigen, «wie viele Leistenbrüche der Arzt pro Jahr operiert». Ausserdem sollte man sich nicht zu einem raschen Eingriff drängen lassen und vorher eine Zweitmeinung einholen, «am besten von einem Chirurgen, der eine andere Methode verwendet».
So vermeiden Sie einen Leistenbruch
- Lassen Sie chronischen Husten von Ihrem Hausarzt behandeln.
- Heben Sie keine schweren Lasten.
- Hören Sie mit dem Rauchen auf.
- Bewegen Sie sich viel.
- Vermeiden Sie starkes Pressen beim Toilettengang.
- Vermeiden Sie Übergewicht.
- Führen Sie Kraftübungen immer korrekt aus.