Olga Revucka-Ismatova (43) und Šuhrats Ismatovs (44) wuchsen in Krustpils auf. Die lettische Kleinstadt mit 6700 Einwohnern ist heute ein Stadtteil des benachbarten Jēkabpils (23 000 Einwohner) und liegt zwei Autostunden von der russischen Grenze entfernt.
Olga und Šuhrats wohnen in der Nähe des Zentrums in einem Landhaus. 2001 kauften sie das Land und bauten das Haus mit Hilfe von Olgas Vater während zehn Jahren weitgehend selbst. Olga arbeitet als Psychotherapeutin im Stadtzentrum, Šuhrats ist Schiffsingenieur auf einem norwegischen Chemietanker. Ihr älterer Sohn Nikita (19) hat die Mittelschule abgeschlossen. Der jüngere Sebastian (12) geht noch zur Schule.
Finanzielle Situation
- Haushaltseinkommen pro Monat: 8200 Franken brutto
- Kosten fürs Wohnen pro Monat: 220 Franken für die Hypothek, 230 Franken für die Nebenkosten
- Kosten für Krankenversicherung: Die Familie ist durch den norwegischen Arbeitgeber von Šuhrats versichert.
- Steuern pro Jahr: 2700 Franken. Šuhrats profitiert von einem niedrigen Steuersatz, da er auf See arbeitet.
Sind Sie mit Ihrer Wohnsituation zufrieden?
Šuhrats: Wir sind sehr zufrieden. Unser Haus bietet viel Platz und liegt in einer ruhigen Umgebung. Wir wollen aber nach Riga ziehen, die Distanz zur Hauptstadt ist für uns zu gross.
Was gibt es heute zum Abendessen?
Olga: Truthahn mit Currysauce, Bohnen und Salat.
Wie lange ist Ihr Arbeitsweg?
Olga: Meine Therapiepraxis befindet sich direkt im Stadtzentrum und ist in zirka zehn Minuten zu Fuss erreichbar.
Šuhrats: Ich muss zu meinen Einsatzorten in verschiedenen Häfen fliegen.
Wie lange arbeiten Sie?
Olga: 15 bis 20 Stunden pro Woche.
Šuhrats: Ich arbeite im Schichtbetrieb – jeweils in einem Sechs-Wochen-Rhythmus.
Welche Verkehrsmittel benützen Sie?
Olga: Zum Einkaufen benutzen wir meistens das Auto. Sonst fahre ich gern mit dem Velo.
Šuhrats: In der Freizeit unternehme ich gern Rundfahrten mit meiner Harley Davidson.
Wo verbrachten Sie die letzten Ferien?
Olga: Wir waren sechs Tage in Rom.
Sparen Sie Geld?
Olga: Wir versuchen, monatlich etwas für unsere Altersvorsorge beseitezulegen.
Welchen Luxus leisten Sie sich?
Olga: Wir gehen gern auswärts essen. Ausserdem unterstützen wir Wohltätigkeitsprojekte für Kinder.
Wie hat der Krieg in der Ukraine Ihren Alltag verändert?
Olga: Wirtschaftlich spüren wir bisher noch nicht so viel – aber der psychische Druck wächst stark. Seit dem Kriegsausbruch in der Ukraine behandle ich deutlich mehr Kunden mit Kriegsängsten als früher. Einigen Hilfesuchenden musste ich sogar absagen, weil ich mit meinem Pensum nicht mehr als 20 Patienten pro Woche behandeln kann.