Ana Cecilia (50) und Jésica Marisol (47) kümmern sich in ihrem eigenen Haus gemeinsam um ihre Mutter Dominga (69), die nach einer Infektion ein Bein verlor. Der grosse, mit Wellblech überdachte Balkon ist Verkaufsraum und der zentrale Ort des Familienlebens. Im Haushalt mit den drei Frauen leben Ana Cecilias Tochter Cris Migdalia (20) und Jésicas Kinder Milan Andrés (12) und Valeria (13). Ana Cecilias Mann Orlando (56) lebt und arbeitet auf einer grossen Finca, zwei Stunden vom Haus entfernt.
Ana Cecilia betreibt daheim einen kleinen Verkaufsstand für Früchte und Gemüse, Jésica Marisol arbeitet in einem Ausflugslokal.
Finanzielle Situation
- Familieneinkommen pro Monat: 1100 Franken, inklusive 180 Franken, die der Bruder von Jésica und Ana Cecilia monatlich aus den USA für die Mutter überweist.
- Wohnen: 17 Franken Strom, 25 Franken Wasser.
- Krankheitskosten: 60 Franken pro Monat für die Behandlung der Mutter plus 17 Franken für Transport. J Steuern: Keine, die Einkünfte liegen unter der Steuergrenze.
Wohnen Sie gern hier?
Ana: Ja, es ist angenehm kühl und ruhig. Und wir haben ein Stück Land, auf dem wir anbauen können. Was gibt es heute zu essen? Jésica: Maismehltortillas mit Füllung, heute mit Huhn, Avocado und Käse.
Wie sieht Ihr Tagesablauf aus?
Ana und Jésica: Wir kümmern uns um die Kinder und pflegen unsere Mutter. Dominga begleiten wir regelmässig zur Therapie.
Wie lange arbeiten Sie?
Ana: Am Verkaufsstand vor allem am Wochenende und an Feiertagen. Jésica: Im Ausflugslokal 12-Stunden-Schichten an Wochenenden, Schulferien und Feiertagen, unter der Woche nur ein paar Stunden.
Wann haben Sie zuletzt Ferien gemacht?
Jésica: Wir machen jeden November einen Ausflug mit der Therapiegruppe meiner Mutter. 2023 waren wir zwei Tage am Meer. Ohne die Gruppe könnten wir uns das nicht leisten.
Wie ist die Situation in El Salvador?
Jésica: Wegen der Bandenkriminalität war es früher sehr unsicher. Ich fürchtete mich, allein nach Hause zu gehen, und hatte auch Angst um meinen Sohn. Mit El Salvadors Präsident Nayib Bukele ist es heute viel besser, auch die Busse werden nicht mehr überfallen. Aber man hört von vielen unschuldig Verhafteten.
Was macht Ihnen Sorgen?
Ana: Wir leiden zwar keinen Hunger, aber finanziell ist es sehr knapp. Früher gab es drei Mahlzeiten am Tag, heute nur noch zwei. Wir vermeiden Milchprodukte und Fleisch. Alles ist sehr teuer geworden.
Was sind Ihre Pläne?
Ana: Ich möchte auf dem Balkon ein kleines Café betreiben. Damit könnte ich wieder einiges mehr einnehmen.
Jésica: Ich hoffe, dass meine Kinder ihren Schulabschluss machen und studieren. Und dass ich genug Arbeit habe, damit es meinen Kindern an nichts fehlt.