Keine Steuern, keine Gebühren. Reine Schweizer Qualität und beste Gewinne: Das soll laut HB Swiss dank einer selbst entwickelten Software möglich sein, mit der sich die Entwicklung an Aktienmärkten vorhersagen lasse. Auf der Website wird diese Software von einem angeblichen Börsenhändler beworben.
Ein saldo-Leser aus dem Kanton Baselland registrierte sich auf der Website mit Namen und Adresse. Kurz darauf kontaktierte ihn die Firma VIP-Markets mit Sitz in London. Ihr Webauftritt wirkte seriös, noch dazu verwendete sie das Logo der Schweizer Börse SIX. Der Leser eröffnete ein Konto und überwies 1000 Euro.
Mit diesem Geld begann ein Händler von VIP Markets angeblich an der Börse zu handeln und mit sogenannten Binären Optionen und Differenzkontrakten auf Kursentwicklungen zu spekulieren (siehe Unten). Das Konto des Lesers wies ständig neue Gewinne aus. Das verführte ihn zu weiteren Einzahlungen von total gut 20 000 Euro.
Schliesslich wollte sich der Leser den Gewinn auf das Konto seiner Schweizer Hausbank überweisen lassen. Doch das funktionierte nicht. VIP Markets behauptete, die Überweisung sei zurückgekommen. Dann teilte ihm die Firma mit, er müsse vor dem Transfer dem englischen Staat eine Spezialsteuer abliefern. Später schickte man ihm eine «Garantieerklärung», er solle zuerst neues Geld einschiessen. Bis heute hat der Basler nichts zurückbekommen.
Berner Kunde verlor über 100 000 Franken
Auch ein saldo-Leser aus dem Kanton Bern fiel auf die Masche herein. Nachdem er sich registriert hatte, meldete sich die Firma 53 Capital Trade Ltd. aus London. Beim E-Mail-Verkehr verwendete die Firma das gleiche Layout, die gleichen Schriftsätze, Versprechen und Forderungen wie VIP Markets. Der Berner zahlte nach und nach immer mehr Geld ein.
53 Capital Trade Ltd. behauptete, einige der Zahlungen seien nie angekommen – eine Lüge, wie die Bank des saldo-Lesers später bestätigte. Ein eingeschriebener Brief an 53 Capital Trade Ltd. kam zurück mit dem Vermerk «nicht zustellbar». Am Ende war der Berner über 100 000 Franken los.
Beide Anleger sind Betrügern auf den Leim gegangen. In Anlageforen beschweren sich Betroffene aus mehreren Ländern über die Firmen. Die Firma 53 Capital Trade steht auf der Warnliste der englischen Aufsichtsbehörde FCA (siehe Unten).
VIP Markets hatte auch nie Kontakt zur Schweizer Börse SIX, wie das Logo auf der Website suggeriert. SIX hat laut einem Sprecher keine Geschäftsbeziehung zu der Londoner Firma. Man werde Schritte einleiten, um die Entfernung des Logos durchzusetzen.
saldo-Recherchen zeigen, dass die zwei Firmen über keine eigenen Konten verfügen. Sie liessen die saldo-Leser das Geld stattdessen an deutsche Unternehmen mit Namen wie Horcones oder V Capital Media überweisen. Die Inhaber sind oft Letten, Polen oder Bulgaren. Viele dieser Firmen haben Konten bei der deutschen Postbank.
So erkennen Sie unseriöse Angebote
Google-Suche: Geben Sie den Namen der Firma oder der Person ein, mit der Sie Geschäfte machen wollen. Sowohl zu HB Swiss wie auch zu VIP-Markets und 53 Capital Trade finden sich im Internet diverse negative Erfahrungsberichte von Kunden.
Hochriskante Anlagen: Differenzkontrakte (CFD) und Binäre Optionen sind Hochrisikowetten. Binäre Optionen sind derart kundenfeindlich, dass sie seit dem 1. Mai in Deutschland und England für Private verboten sind. Der CFD-Handel ist deutlich erschwert. In der Schweiz ist beides weiterhin erlaubt.
Zweitmeinung einholen:
Investieren Sie nie Geld, ohne vorher bei kompetenten Personen eine Zweitmeinung einzuholen. Oder informieren Sie sich in der Fachpresse.
Aufsichtsbehörden kontaktieren: Machen Sie keine Geschäfte mit Finanzfirmen, die nicht bei der Schweizer Finma oder der jeweiligen Aufsicht am Sitz der Firmen angemeldet sind. Eine Liste der weltweiten Finanzaufsichten gibts unter Saldo.ch/aufsicht.
Warnlisten studieren: Die Finanzmarktaufsichten der meisten Länder veröffentlichen Warnlisten, auf denen dubiose Firmen aufgeführt sind. Auch die Zeitschrift «K-Geld» veröffentlicht eine Warnliste.
Die Liste wird regelmässig aktualisiert: Saldo.ch/warnliste.