Brennt es im Mund, weiss Andreas Mäder (46): Sie sind wieder da. Seit seiner Kindheit kämpft der Luzerner gegen Aphthen. «Wenn ich Baumnüsse esse, ist es besonders schlimm», sagt er.
Aphthen sind linsengrosse, weissliche Verletzungen der Mundschleimhaut. Die Bläschen schmerzen vor allem in Kontakt mit sauren oder scharfen Lebensmitteln. Wie Aphthen entstehen, ist unklar. Stress, bestimmte Lebensmittel, ein schwaches Immunsystem, Nährstoffmangel, Hormonschwankungen oder Verletzungen im Mund können sie begünstigen. Das hat auch Andreas Mäder gemerkt. Er isst zwar immer noch ab und zu Produkte mit Nüssen. «Ich putze danach aber immer gleich die Zähne», sagt er.
Gerbstoffe aus Salbei oder Tee lindern die Entzündung
Apotheken verkaufen Präparate aus chemischen Wirkstoffen. Dazu gehören Deaftol, Mundisal oder Pyralvex (siehe Tabelle im PDF). Diese Mittel enthalten meist ein lokales Schmerz- oder ein Desinfektionsmittel, das auf den Aphthen brennen kann. Viele sind nicht explizit gegen Aphthen zugelassen, sondern allgemein gegen Entzündungen der Mundschleimhaut. Der Zürcher Hausarzt Thomas Walser sagt: «Diese Mittel sind nicht unbedingt nötig.» Oft könnten schon sanfte Mittel aus Pflanzen helfen, die Bläschen zum Verschwinden zu bringen oder zumindest die Schmerzen zu lindern.
Der Arzneipflanzenexperte Beat Meier von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften empfiehlt Pflanzen, die Gerbstoffe enthalten. Sie reduzieren die Entzündung und sorgen dafür, dass das geschädigte Gewebe rascher abgestossen wird und die Schmerzen zurückgehen.
Gerbstoffe sind in Salbei oder Schwarztee enthalten. Ein einfaches Hausmittel sind Tees aus diesen Pflanzen. Meier: «Man sollte den Beutel mindestens zehn Minuten ziehen lassen, damit sich die Gerbstoffe gut lösen.» Mit solchen Tees kann man mehrmals am Tag den Mund ausspülen.
Intensiver wirken Tinkturen aus Rathania, Blutwurz oder Myrrhe, die man auf die Aphthe tupft. Sie sind in der Apotheke oder Drogerie erhältlich. Im Verhältnis 1 : 4 mit Wasser verdünnt, brennen sie weniger. Für eine Mundspülung nimmt man sie im Verhältnis 1 : 10. Teebaumöl wirkt ähnlich. Man tupft es ebenfalls verdünnt mit einem Wattestäbchen auf die Aphthen.
Manche pflanzlichen Mittel trocknen die Schleimhaut aus
Vorsicht: Teebaumöl und Myrrhe können Allergien auslösen. Man sollte die Präparate zudem nicht länger als ein paar Tage einsetzen, weil sie die Schleimhäute austrocknen. Das beobachtet auch Andreas Mäder, der seine Aphthen mit Myrrhe-Tinktur aus der Apotheke einstreicht. «Die Tinktur stillt den Schmerz relativ schnell, trocknet aber den Mund aus und macht die Lippen spröde.» Daher benutzt er sie höchstens ein- bis zweimal am Tag. Auch Bienenharz, das Propolis, zieht die Wunde zusammen und hemmt die Entzündung. Patrick Broger (49) aus Sempach LU hat damit gute Erfahrungen gemacht: «Ich trockne die Stelle im Mund und drücke einige Sekunden ein Wattestäbchen mit Propolis darauf.» Das brenne zuerst, stille dann aber die Schmerzen, die Aphthe heile innerhalb weniger Tage ab.
Etwas weniger gut wirkt Kamille, dafür hat sie kaum Nebenwirkungen: Man tupft Kamillentinktur auf die Aphthen, damit sie schneller abheilen und die Entzündung rascher zurückgeht. Auch Papaya kann die Entzündung lindern. Diese Methode eignet sich, wenn die Aphthe noch nicht stark schmerzt.
Auslöser können seifenähnliche Stoffe in der Zahnpasta sein
Manche Betroffene schwören auf Rettichsaft, Honig oder Zwiebeln. Martin Koradi, Fachmann für Naturheilkunde aus Winterthur, ist skeptisch: «Eigentlich wirken diese Mittel vor allem gegen Bakterien.» Bakterien verursachen aber nur selten Aphthen. Was sich lohnt, ist ein Blick auf die Zahnpastaverpackung. Zahnpasta enthält oft Natriumlaurylsulfat, auch Natriumdodecylsulfat genannt. Der seifenähnliche Stoff kann Allergien auslösen und die Haut reizen. Forscher haben herausgefunden, dass Aphthen schneller heilen und weniger schmerzen, wenn man eine Zahnpasta benutzt, die diesen Stoff nicht enthält. Bei Andreas Mäder half ein einfaches Mittel: Seit er Interdentalbürsten statt Zahnseide benutzt, hat er sauberere Zähne und weniger Aphthen.
Meda Pharma schreibt saldo, Pyralvex sei ein bewährtes Mittel mit pflanzlichem Inhaltsstoff. Kreussler Pharma sagt, Dynexan Mundgel reduziere schnell und nachhaltig den Schmerz und sei gut verträglich. Die Hersteller von Deaftol, Mundisal und Tenderdol verweisen darauf, dass auch Kleinkinder die Mittel gut vertragen würden.
Tipps
- Entspannen Sie sich bei Stress mit Meditation, Sauna oder autogenem Training.
- Verzichten Sie auf Lebensmittel, die Aphthen auslösen, wie Nüsse, saure Früchte, scharfe oder harte Speisen oder auch Getränke, die viel Kohlensäure enthalten.
- Achten Sie auf Ihre Mundhygiene, putzen Sie zweimal am Tag die Zähne. Vergessen Sie nicht, Zahnseide oder Interdentalbürste zu benützen.
- Verwenden Sie Zahnpasta ohne Natriumlaurylsulfat oder Natriumdodecylsulfat, zum Beispiel Elmex, Elmex Sensitive, Curaprox enzycal oder Emoform-F pure.
- Gehen Sie zum Arzt, wenn die Aphthe einen Durchmesser von mehr als 1 Zentimeter hat oder wenn die Aphthen stets wiederkehren.