Den iPod gibt es seit dem Jahr 2001. Bereits ein paar Monate nach seiner Markteinführung klagten viele der damals drei Millionen Käufer über Probleme mit dem Akku. Eine Rechtsanwältin aus San Francisco reichte in den USA eine Sammelklage gegen Apple ein. Ihre Recherchen hatten ergeben, dass Apple den Lithium-Akku im iPod so konzipierte, dass er nach kurzer Zeit defekt war. Apple gab klein bei, nahm auf Wunsch die Geräte zurück oder verlängerte die Garantie auf zwei Jahre.
Der iPod war kein Einzelfall. Findige Nutzer haben auf Internetplattformen weitere Beispiele zusammengetragen: Markus Weiher aus dem deutschen Weisendorf etwa stellte fest, dass im iMac G 5 Kondensatoren eingebaut sind, die keine Temperaturen über 85 Grad vertragen. Dumm nur, dass sie sich gleich neben dem Prozessor befinden und damit weit höherer Hitze ausgesetzt sind. Dabei gäbe es Kondensatoren, die Temperaturen bis 105 Grad aushalten und die nur ein paar Rappen mehr kosten. Weiher ist überzeugt: «Apple hat absichtlich die schwächeren Kondensatoren gewählt. Jeder Ingenieur weiss, dass diese Bauteile einer Belastung nicht so lange standhalten wie ein 105-Grad-Bauteil.»
Apple nahm auf Anfrage von saldo dazu keine Stellung. Das Unternehmen verwies lediglich pauschal auf Umfragen und Testberichte, bei denen Apple-Geräte gut abschneiden würden.
Hewlett Packard: 800-Franken-Netbooks nach 15 Monaten defekt
In der Kritik steht gemäss Internetplattformen auch der Computerhersteller Hewlett Packard. Richard Finlay, IT-Manager einer Gewerkschaft aus Neuseeland, beklagte sich bei der Firma, weil drei von sechs Netbooks des Typs 2133 und 2140 nach 15 Monaten den Geist aufgegeben hatten. Die Antwort von Hewlett Packard lautete: «Die von ihnen gekauften Einheiten sind Billigmodelle und haben eine Lebenserwartung von lediglich 15 bis 24 Monaten.» Finlay hatte pro Gerät bis 800 Franken bezahlt – mit einer Garantie von 12 Monaten. Marisa Steiner, Sprecherin von Hewlett Packard, bestreitet, dass ihre Produkte bewusst so gebaut sind, dass sie nach kurzer Zeit nicht mehr funktionieren. Ausserdem könne man für 89 Franken die Garantiefrist auf 3 Jahre verlängern.
Auch die Besitzer von Epson-Tintenstrahldruckern müssen damit rechnen, dass ihr Gerät bereits nach ein paar Tausend gedruckten Seiten schlappmacht. Zahlreiche Nutzer berichten über eine Fehlermeldung: «Wartung erforderlich. Die Lebensdauer einiger Druckerteile ist abgelaufen.» Die Meldung besagt aber nur, dass sich ein Vlies, eine Art Tinten-Auffangschwamm, mit Tinte vollgesogen hat. Sie erscheint nur, weil ein Zähler eine bestimmte Menge Tröpfchen registriert hat. Ansonsten würde das Gerät tadellos funktionieren. Die Folge: Viele Kunden kaufen sich aufgrund der Sperre einen neuen Drucker. Nutzer berichten auf Internetplattformen, dass Fachleute oft von einem Auswechseln des Vlies abraten, weil dies zu teuer ist. Doch es gibt eine Lösung: Der unsichtbare Zähler lässt sich mit einigen Tastenkombinationen zurücksetzen und der Drucker läuft wieder.
Die Hersteller verunmöglichen Kunden den Akkuwechsel
Einige Hersteller konstruieren ihre Geräte so, dass tendenziell kurzlebige Teile kaum ersetzt werden können. Bei der elektrischen Zahnbürste Oral-B-Triumph beispielsweise ist der Akku so eingebaut, dass er sich kaum herauslösen lässt, ohne das Gerät zu zerstören. Deshalb entsorgen viele Nutzer die Zahnbürste nach rund zwei Jahren, obwohl nur der Akku ersetzt werden müsste. Irene Kämpfen von Procter & Gamble Schweiz sagt zur Bauweise der Oral-B-Triumph-Zahnbürste: «Der Akku ist dauerhaft im Handstück versiegelt, um ein Eindringen von Wasser zu verhindern. Da beim Austauschen die Versiegelung aufgebrochen würde, kann er nicht ausgetauscht werden.»
Ähnlich geht Apple vor. Das Unternehmen verwendet bei iPhones und Macbooks seit kurzem zum Teil sogar spezielle Schrauben, die sich mit normalen Schraubenziehern nicht öffnen lassen. Passende Schraubenzieher können nur Apple-zertifizierte Händler kaufen, nicht aber die Kunden.
Dritan Malo betreibt in Biberist SO die Reparaturwerkstatt Fair-Repair.ch. Er haucht Geräten wie iPhones mit schwachem Akku wieder Leben ein. Seine Erfahrung zeigt: Viele Geräte haben gravierende Schwachstellen, die immer wieder zu Schäden führen und die Lebensdauer der Produkte verkürzen: «Die Hersteller bauen in Geräten zum Teil wenig geeignete Materialien ein, um Kosten zu sparen», so Malo. Als Beispiel nennt er die iPhones 4 und 4 S, bei denen Apple eine Glasscheibe als Batterieabdeckung verwendet. «Diese geht bei einem Sturz oft in die Brüche. Eine Kunststoff- oder Aluminiumabdeckung wäre viel besser.»
Beim Smartphone Samsung Galaxy S 2 vermisst er einen Mittelrahmen oder eine sonstige seitliche Verstärkung: «Ihr Fehlen führt dazu, dass das Handy stark gebogen werden kann. Das innere Display zerbricht dann und die Anzeige auf dem Bildschirm erlischt.» Schlechte Noten stellt Dritan Malo auch dem Gerät HTC Sensation aus: «Es ist fahrlässig entwickelt. Schon nach kurzem Gebrauch entsteht eine extreme Hitze.»
«Lehrer sagen, wie man Geräte baut, die kaum zu reparieren sind»
Dass die kurze Lebensdauer gewollt ist, lässt sich nicht belegen. Klar ist, dass die vorsätzlich beschränkte Haltbarkeit von Produkten für die Industrie ein Thema ist. Dies bestätigt Wolfgang Neef. Er unterrichtet Ingenieurstudierende an den Technischen Universitäten Berlin und Hamburg. «Qualität wird zunehmend dem Shareholder-Value und den Finanzmärkten mit ihren Renditeforderungen geopfert. Meine Studierenden berichten mir, dass manche Lehrbeauftragte aus der Industrie vermitteln, dass man Getriebe oder IT-Geräte so baut, dass sie gerade einmal die Garantiefrist überstehen und kaum zu reparieren sind.»