Anlagefonds sind ein Sammelbecken von Geldern vieler einzelner Anleger. Der Fondsmanager oder ein Team von Spezialisten investieren das Fondsvermögen nach ihrem Ermessen in möglichst renditeträchtige Wertpapiere und überwachen deren Entwicklung. Der Vorteil für die Anleger: Das Risiko ist breiter gestreut als etwa beim Kauf von wenigen Aktientiteln.
Den Managern von rund 80 Prozent dieser aktiv gemanagten Fonds gelingt es aber nicht, die Rendite ihres jeweiligen Vergleichsindexes auf Dauer zu schlagen. Das sagt Paul Gerhard Schulz von der Privatbank Wegelin & Co.
Für einen Anlagefonds, der beispielsweise in Schweizer KMU investiert, ist mit Vergleichsindex der Swiss Performance Index (SPI) gemeint. Dieser ist der Gradmesser für die Wertentwicklung des gesamten Schweizer Aktienmarktes.
Gemanagte Fonds: Hohe Kosten fressen die Rendite weg
Der Grund der schlechteren Rendite von aktiv gemanagten Fonds sind die hohen Kosten, die dem Anleger belastet werden: Selbst wenn sie besser rentieren als der Vergleichsindex, fressen die hohen Verwaltungskosten den zusätzlichen Gewinn oft wieder gänzlich weg.
Die Gesamtkosten (TER) betragen bei Anlagefonds meist zwischen 1,2 und 2 Prozent pro Jahr. Erreicht ein Fondsmanager also beispielsweise eine Jahresrendite von 6,5 Prozent auf den von ihm ausgewählten Papieren, gehen bis 2 Prozent für die Kosten weg.
Fragt sich, wie Anleger die 20 Prozent wirklich rentablen, aktiv gemanagten Fonds eruieren können. Laut Schulz ist dies mit grossem Aufwand verbunden – und selbst für Spezialisten sehr schwierig.
Klar einfacher ist die Wahl von passiven Anlageinstrumenten. Privatanleger sollten sich deshalb mit Vorteil für die sogenannten Exchange Traded Funds (ETF) interessieren. Dabei handelt es sich um Fonds, die wie etwa kotierte Aktien jederzeit an der Börse gehandelt werden können und zum Ziel haben, einem bestimmten Index zu folgen. Der Anleger investiert also in einen Index. Da weiss er, was drinsteckt.
Bei einem ETF auf den Swiss Market Index (SMI) zum Beispiel kauft er ein Papier, das der Entwicklung des SMI folgt. Also den Aktienkursen der 20 grössten Schweizer Unternehmen. Geht der SMI 1 Prozent nach oben, steigt auch der Kurs des ETF um 1 Prozent.
Die Finanzkrise verhalf ETF zum Aufschwung
Eingeführt wurden ETF in der Schweiz im Jahr 2000. Ende 2007 waren an der Börse Six Swiss Exchange bereits 144 ETF kotiert. Förmlich explodiert ist das Angebot seit der Finanzkrise: Zurzeit sind 351 ETF gelistet. Entsprechend sind auch die Umsätze angestiegen: von 28,8 Milliarden Franken im Jahr 2007 auf 50,6 Milliarden im letzten Jahr.
Der schnelle Erfolg der ETF beruht auf folgenden Gründen:
- ETF sind einfach in der Abwicklung und transparent.
- Sie erlauben es, kostengünstig zu investieren und trotzdem das Risiko breit zu streuen.
- Die Kosten von ETF liegen bei 0,15 bis 0,95 Prozent pro Jahr – also im Schnitt bei weniger als der Hälfte der Kosten von aktiv gemanagten Fonds.
- Im Gegensatz zu herkömmlichen Anlagefonds zahlt der Anleger beim Kauf keine Ausgabegebühr. Und beim Verkauf keine Rückgabegebühr.
Trotz dieser Vorteile empfehlen nur wenige Banken ihren Kunden den Kauf von ETF. Florian Schubiger von der Winterthurer Beratungsfirma Vermögenspartner AG hat eine Erklärung dafür: «ETF brin-gen den Banken zwar Umsätze, aber die Gewinnmargen sind tiefer als bei aktiv gemanagten Anlagefonds – und es fliessen keine Provisionen von den Fondsmanagern an die Banken.»
Die Vermögenspartner AG arbeitet im Auftrag von Anlegern gegen ein Aufwandhonorar, schielt also nicht auf Rückvergütungen. Schubiger: «Wir empfehlen den Kunden sehr häufig ETF.» Es gebe momentan kein besseres Instrument, als auf einen europäischen Index zu setzen, wenn man in einen entwickelten Aktienmarkt wie Europa investieren wolle.
Anders sieht es bei Schwellenmärkten wie Indonesien oder Indien aus: Da ist es gemäss verschiedener von saldo angefragter Experten sinnvoller, in einen aktiv gemanagten Fonds zu investieren, weil die Märkte undurchschaubar sind und Marktspezialisten die Risiken eher erkennen.
Am besten setzen Anleger auf einen Index, den sie kennen
ETF gibt es für Aktien, Obligationen, den Geldmarkt sowie Rohstoffe. Durch den Boom sind viele neue Indizes entstanden. Bei der Wahl gilt auch hier: Anleger sollen nur auf einen Index setzen, den sie kennen – wie etwa den SMI oder SPI.
Auch bei Indizes von neutralen Anbietern wie Morgan Stanley (z.B. MSCI World) oder Standard & Poor’s (z.B. S&P 500) dürften Anleger laut Wegelin-Spezialist Schulz auf der sicheren Seite sein. Vorsicht sei aber geboten bei unbekannten, von Investmentbanken lancierten Indizes auf andere Indizes oder Nischenthemen.
In jüngster Zeit sind auch sogenannte Short-ETF oder gehebelte Produkte aufgetaucht. Diese folgen renditemässig nicht der Indexentwicklung, sondern nehmen daran gegenteilig oder überproportional teil. Beispiel: Steigt der Index um 2 Prozent, rentiert ein gehebelter ETF um das Doppelte. Von solchen Produkten sollten Privatinvestoren besser die Finger lassen. Sie sind komplex, teuer und primär zum kurzfristigen Spekulieren geeignet.
Aktive Fonds: Nur vier von zehn schlagen den Vergleichsindex
Wer sich für ETF interessiert, findet gute Entscheidungshilfen auf dem Bewertungsportal etfexplorer.com. Der Internetdienstleister zeigt unter anderem die unterschiedlichen Renditen und Kosten der Produkte.
Wer beabsichtigt, ETF zu erwerben und bald wieder zu verkaufen, sollte auch auf eine geringe Differenz zwischen An- und Verkaufspreis achten. Für langfristig orientierte Anleger ist die Kostenquote (TER) entscheidender.
Die UBS und Swiss Funds Association (SFA) verweisen in einer Stellungnahme gegenüber saldo darauf, dass Anleger mit einem ETF auf die Chance verzichten, eine «Überrendite» zu erzielen. Gerade die jetzige unsichere Marksituation biete Möglichkeiten, durch aktives Management Mehrwert zu erwirtschaften. Aber selbst UBS und SFA schätzen, dass es langfristig nur knapp 40 Prozent der aktiven Fonds gelingt, den entsprechenden Vergleichsindex zu schlagen.