Der Protest gegen Stromleitungen wächst

Hochspannungsleitungen im Boden erzeugen massiv weniger Elektrosmog. Der Stromanbieter Alpiq will nichts davon hören – und gibt eine einseitige Studie in Auftrag.

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saldo 09/2009

10.05.2009

Letzte Aktualisierung:
12.05.2009

Christian Egg

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Die Bevölkerung wehrt sich in immer mehr Regionen der Schweiz gegen Hochspannungsleitungen. Im Kanton Freiburg, im Aargauer Reusstal und im Wallis haben Bürger Unterschriften gesammelt. Sie fordern, dass neue Leitungen nicht auf Masten, sondern im Boden verlegt werden. Hochspannungsleitungen als Freileitungen können krank machen. Laut dem Bundesamt für Umwelt stellt die Langzeitbelastung durch eine nahe Stromleitung «möglicherweise ein doppelt so hohes Risiko für Leukämie bei Kindern» dar. Stromleitungen im Boden verursachen deutlich weniger Elektrosmog. Mit neuen Technologien lässt sich die schädliche Strahlung sogar ganz vermeiden. Zudem verschandeln Erdkabel die Landschaft nicht.

Studie rechnet mit überdimensionierten Vorgaben

Doch die Stromfirmen wehren sich vehement gegen Erdkabel. Im Wallis hatte der Grosse Rat für eine neue Leitung eine Machbarkeitsstudie verlangt (saldo 14/08). Im März behauptete der Stromanbieter Alpiq nun in dieser Studie, dass ein Erdkabel 11- bis 40-mal mehr als eine Freileitung koste – je nach Variante. Doch Experten kritisieren das Ergebnis. Der Energie-Ingenieur Heini Glauser sagt: «Die Alpiq hat den Autoren der Studie Vorgaben gemacht, die das Projekt massiv verteuern.» Zum Beispiel sollte die Erdleitung in zwei Tunnels geführt werden, jedes 2 mal 2 Meter gross. Glauser: «Dabei sind solche Tunnels gar nicht nötig, die Kabel lassen sich einfach in der Erde vergraben.»

Die Studie rechnet zudem mit einer Leitung, die über 5200 Megawatt Strom übertragen kann. Laut Glauser ist dies überdimensioniert: «Das ist mehr Strom, als alle Kraftwerke im Wallis zusammen erzeugen können. Alpiq verteidigt die umstrittene Studie: «Die Experten erachten die zwei Tunnels als unverzichtbar», schreibt der Stromkonzern. «Dies wegen der hohen Kapazität der Leitung.» Zudem seien die Zahlen durch ein Gutachten im Auftrag des Bundes bestätigt worden.

Glauser hält dagegen die Alpiq-Studie für unbrauchbar. «Mit einem pragmatischen Vorgehen würde eine Erdleitung nur drei- bis viermal so viel kosten wie eine Freileitung.» Und solche Kosten könnten sich die Stromfirmen laut Glauser leisten: «Sie machen jedes Jahr Milliardengewinne, wollen aber bei den Investitionen nur die billigste Lösung. Da herrscht eine Goldgräber-Mentalität.» In ihrer Stellungnahme bestätigt die Alpiq, beim Leitungsbau sehr aufs Geld zu achten: «Die Investitionen gehen in die Milliarden. Dies erfordert eine sehr strenge Kostenkontrolle.»

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