Verringert der häufige Gebrauch des Handys bei Männern die Fruchtbarkeit? Polnische Forscher der Universität Lublin behaupten das in einer neuen Studie, die kürzlich in einer anerkannten wissenschaftlichen Publikation veröffentlicht wurde.
Vieltelefonierer: Geringere SpermienqualitätDie Wissenschafter untersuchten über 300 Männer mit Fruchtbarkeitsproblemen. Dabei unterschieden sie drei Gruppen mit unterschiedlichem Verhalten beim Mobiltelefon-Gebrauch: Häufige Handy-Nutzer, die seit mehr als zwei Jahren ein Gerät haben; sporadische Handy-Nutzer, die erst seit 1 bis 2 Jahren den Mobilfunk nutzen, und Männer, die gar kein Handy haben.
Das Resultat: Männer mit intensiver und länger andauernder Handy-Nutzung besitzen deutlich weniger gut bewegliche Spermien und einen tieferen Anteil an Spermien mit normaler Form. Männer, die ihr Handy nur sporadisch nutzen oder gar keines besitzen, weisen klar bessere Werte auf.
Konkret: In der Untersuchung wies jene Gruppe von Männern, die seit mehr als zwei Jahren ein Handy hat und es häufig benutzt, einen Anteil von nur 35,4 Prozent gut beweglicher Samen auf. Bei der Gruppe mit Männern ohne Handy lag der Anteil bei immerhin 65,7 Prozent.
Mit ihren Resultaten stehen die polnischen Forscher nicht allein. In den letzten Jahren gab es drei weitere wissenschaftliche Untersuchungen, die ebenfalls einen Zusammenhang zwischen Handy-Nutzung und verminderter Fruchtbarkeit bei Männern feststellten.
Beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) ist die Studie bekannt. Doch sei sie schwierig zu beurteilen, weil sie «methodische Mängel» aufweise, sagt BAG-Sprecherin Angela Scalese: «Es ist zum Beispiel nicht klar, ob die untersuchten Personen mit dem Handy am Kopf telefoniert haben oder mit einer Freisprechvorrichtung», kritisiert sie. So könne die Grösse der Strah-
lenbelastung und ihr Einwirkungsort nicht abgeschätzt werden. Zudem seien Störgrössen wie Stress, sitzende Tätigkeit oder Belastungen mit chemischen Substanzen nicht berücksichtigt worden.
Auch Gregor Dürrenberger von der Forschungsstiftung Mobilkommunikation an der ETH Zürich setzt bei der Auswertung der Daten Fragezeichen: «Es bleibt unklar, ob bei den untersuchten Gruppen relevante Faktoren für
die Fruchtbarkeit wie Alter, Wohnort, Beruf oder Alkoholkonsum ebenfalls berücksichtigt worden sind.»
Auch wenn der wissenschaftliche Wert solcher Studien umstritten ist, Grund zur Vorsicht beim Handy-Gebrauch ist trotzdem angesagt. Auch das BAG empfiehlt «aufgrund bestehender Wissenslücken», die Strahlenbelastung beim Mobiltelefonieren so niedrig wie möglich zu halten.
Handy: So reduzieren Sie die Strahlenbelastung- Das eingeschaltete Handy nicht am Körper tragen.
- Beim Aufbau einer Verbindung das Handy nicht ans Ohr halten. Die Strahlung ist dann am stärksten.
- Beim Autofahren aufs Handy verzichten. Grund: Wechselt beim Fahren die Funkzelle häufig, muss das Handy stets mit voller Leistung strahlen.
- Beim Kauf nach Handys mit tiefem Sar-Wert fragen. Dieser gibt Auskunft über die Strahlungsleistung des Handys, die vom Körpergewebe während des Telefonierens aufgenommen wird und zur Erwärmung des Gewebes führt.
- Lieber ein SMS schreiben, statt zu telefonieren. So ist die Strahlenbelastung am geringsten.
- Je kürzer ein Telefonat ist, umso weniger Strahlung bekommt man ab.
- Bei schlechtem Empfang nicht telefonieren, das Handy strahlt dann stärker.
- Bei Nichtgebrauch das Handy möglichst oft ganz abschalten.