Elektrosmog: Lassen Sie einen Profi messen
Wer unter Elektrosmog leidet, sollte sich zu Hause umsehen - besonders im Schlafzimmer. Doch die gesundheitlich problematischen Felder selber zu messen, hat seine Tücken.
Inhalt
K-Tipp 7/2006
05.04.2006
Letzte Aktualisierung:
11.03.2019
Otto Hostettler
Eine der schlimmsten Elektrosmog-Quellen im Haushalt ist der Radiowecker beim Bett: In unmittelbarer Nähe der schlafenden Person breiten sich magnetische Wechselfelder mit einer Feldstärke aus, die mit jener unter einer Hochspannungsleitung konkurrenzieren könnte. Elektrosmog-Betroffene klagen über Kopfschmerzen, Migräne oder Schlafstörungen. Und längst haben zahlreiche internationale Studien den Zusammenhang zwischen magnetischen Feldern und gesundheitliche...
Eine der schlimmsten Elektrosmog-Quellen im Haushalt ist der Radiowecker beim Bett: In unmittelbarer Nähe der schlafenden Person breiten sich magnetische Wechselfelder mit einer Feldstärke aus, die mit jener unter einer Hochspannungsleitung konkurrenzieren könnte. Elektrosmog-Betroffene klagen über Kopfschmerzen, Migräne oder Schlafstörungen. Und längst haben zahlreiche internationale Studien den Zusammenhang zwischen magnetischen Feldern und gesundheitlichen Beschwerden nachgewiesen.
Doch wie findet man heraus, ob der eigene Haushalt mit magnetischen Feldern durchsetzt ist? Einen Überblick geben die von verschiedenen amtlichen Stellen herausgegebenen Magnetfeldwerte für Haushaltsgeräte, die der K-Tipp publizierte (Nr. 4/06).
Immer dann, wenn ein elektrisches Gerät in Betrieb ist, erzeugt es niederfrequente Magnetfelder. Ist ein Gerät nicht in Betrieb, aber am Strom angeschlossen, kann es elektrische Felder erzeugen, die gesundheitlich ebenso problematisch sind.
Die Belastung durch Elektrosmog kann bereits mit einfachen Massnahmen stark reduziert werden: Elektrische Geräte aus dem Schlafzimmer entfernen, Kabel herausziehen oder schaltbare Steckerleisten benützen (siehe K-Tipp Nr. 6/06).
Immer wieder erkundigen sich K-Tipp-Leserinnen und -Leser, die trotzdem unter Elektrosmog leiden, ob sie magnetische Felder im Haushalt selber messen können. Tatsächlich sind im Fachhandel (z. B. Conrad Electronic, Wollerau) solche Geräte ab 200 bis 500 Franken erhältlich. Doch ganz so einfach ist das Selbermessen nicht. Bei günstigen Modellen haben Bau- und Elektrobiologen im Vergleich teils massive Abweichungen bei den Messresultaten festgestellt.
Gute Messgeräte kann man mieten
Geräte, die professionellen Ansprüchen gerecht werden, kosten schnell mal über 1000 Franken. Verschiedene Fachleute vermieten aber qualitativ gute Messgeräte und bieten zudem eine Auswertung der aufgezeichneten Daten an (200 bis 300 Franken).
Mietgeräte eignen sich etwa für Beobachtungsmessungen - wie zur Dokumentierung tageszeitlicher Schwankungen. Doch auch für solche Messungen sind die von diversen Fachleuten angebotenen kurzen Messtechnik-Einführungskurse ratsam.
Für Leute ohne Kenntnis in Messtechnik machen Leihgeräte wenig Sinn. Zudem geben die Resultate allein keine Anhaltspunkte für nötige Schutzmassnahmen. Oft verursachen nämlich verschiedene Geräte, Installationen, Leitungen, Motoren oder Transformatoren gleichzeitig magnetische Wechselfelder. Fachleute warnen sogar ex-plizit davor, selber Schutzvorrichtungen zu installieren.
Und: Elektrosmog ist nicht gleich Elektrosmog. Neben den magnetischen Wechselfeldern sollten unter Elektrosmog leidende Personen auch die elektrischen Wechselfelder sowie die elektromagnetischen Wellen im Hochfrequenzbereich (Strahlung durch Mobilfunk, schnurlose Telefone, kabellosen Internetzugang WLAN usw.) analysieren lassen. Sowohl elektrische Felder als auch hochfrequente elektromagnetische Strahlung lassen sich mit entsprechenden Geräten messen.
Wer also der Elektrosmogbelastung in seinem Wohn- oder Schlafbereich auf den Grund gehen will, tut gut daran, einen Fachmann beizuziehen. Dieser unterteilt bei einer Hausuntersuchung elektrische und magnetische Wechselfelder und unterscheidet zusätzlich die Belastung durch Funkwellen.
Die Kosten für eine solche Wohnungsanalyse belaufen sich auf 500 bis 1000 Franken (schriftlichen Kostenvoranschlag verlangen!). Immer wieder bieten auch selbst ernannte Fachleute Messungen zu Tiefstpreisen an. Doch nicht selten geht es diesen angeblichen Experten um den Verkauf zweifelhafter Produkte, die gegen Elektrosmog helfen sollen.
Hier finden Sie ein aktuelles Merkblatt mit Adressen von seriösen Messtechnikern.
So werden die physikalischen Felder, Wellen und Strahlen gemessen
Magnetische Wechselfelder (Niederfrequenz): Sie entstehen, wenn ein Gerät in Betrieb ist. Gemessen wird die Feldstärke in Tesla bzw. Nanotesla.
Für Haushaltsgeräte gibt es keinen Grenzwert. Für neue Trafostationen sowie Hochspannungsleitungen gilt an Orten wie Wohnungen, Schulen und Spitälern ein Grenzwert von 1000 Nanotesla. Für Computermonitore (TCO) beträgt er 200 Nanotesla.
Magnetfelder nehmen bei grösserem Abstand rasch ab, durchdringen aber fast alle Baumaterialien. Mit üblichen Mitteln sind sie nicht abschirmbar. Baubiologen empfehlen für Schlafzimmer 20 Nanotesla.
Elektrische Wechselfelder (Niederfrequenz): Sie entstehen, wo ein Gerät, ein Kabel oder eine Installationsleitung unter Spannung steht - auch wenn nichts eingeschaltet ist. Die Feldstärke wird in Volt pro Meter (V/m), die daraus resultierende elektrische Körperspannung in Millivolt (mV) angegeben.
Der baubiologische Feldstärken-Richtwert liegt für Schlafbereiche bei 1 V/m und bei 10 mV für die Körperspannung der sich im Feld befindenden Person. Die Norm bei Computern (TCO) beträgt im Abstand von 30 cm nur 10 V/m.
Elektrische Felder nehmen bei grösserem Abstand von einer Einzelquelle rapid ab. Oft herrscht jedoch im ganzen Zimmer ein starkes Feld, weil mehrere Geräte oder Leitungen Felder erzeugen. Doch sie sind mit geerdeten metallischen Flächen oder Geweben völlig abschirmbar.
Elektromagnetische Wellen (Hochfrequenz): Sie entstehen etwa durch Radio- und TV-Sender, verschiedene Funknetze (Polizei, Amateurfunk), Mobilfunk, schnurlose Telefone und WLAN. Die Feldstärke der Funkwellen misst sich in Volt pro Meter (V/m); sie kann in die Strahlungsstärke (Watt pro Quadratmeter) umgerechnet werden. Diese hängt von der Distanz zum Sender und von dessen Leistung ab, wird aber stark von Reflexionen beeinflusst. Mit reflektierenden Schichten aus leitenden Materialien sowie mit dicken Baumaterialschichten wird sie stark gedämpft.
Elektromagnetische Strah- lung durch Handys: Die Handy-Strahlung beim Telefonieren wird als SAR-Wert (spezifische Absorptionsrate) bezeichnet. In der EU und in der Schweiz gilt ein Richtwert von 2 W/kg (Watt pro Kilogramm Körpermasse). Ein niedriger SAR-Wert kann übrigens einen Einfluss auf das Zentralnervensystem nicht verhindern.