Mehr als jedes zweite Kleiderversandhaus verlangt für grosse Grössen deutliche Preiszuschläge. Das ergab eine saldo-Stichprobe. Von 35 untersuchten Händlern, die ihre Kleider via Internet verkaufen, verzichten nur 16 auf höhere Preise für grössere Grössen – 19 Händler schlagen mitunter kräftig drauf (siehe Kasten). Beispiele:
- Ackermann verlangt für einen schwarzen Bolero, Grösse 40, Fr. 49.90. Damen mit Kleidergrösse 54 zahlen für das kurze Jäckchen Fr. 70.90. Mehrpreis: 42 Prozent.
- Der Mikrofaser-Parka für Herren in der Grösse 44 kostet bei Damart 179 Franken. Teurer wird es ab Grösse 58. Hier verlangt Damart 219 Franken. Das sind 22 Prozent mehr.
- Das Damenkleid der Marke Desigual kostet in der Grösse S bei Amazon umgerechnet Fr. 45.05. Wer Grösse XL trägt, zahlt umgerechnet 75 Franken, also 66 Prozent mehr.
- Der Jelmoli-Versand verkauft seinen Kunden das John-Devin-Hemd in der Grösse S für Fr. 29.95. Wer Grösse L will, zahlt 10 Franken oder 33 Prozent mehr.
Versandhändler schweigen sich über die Preisgestaltung aus
Heinrich von Grünigen, Leiter der Schweizerischen Adipositas-Stiftung, findet solche Preisaufschläge «ärgerlich und störend». Viele übergewichtige Menschen würden per Internet einkaufen, weil sie den Besuch in einem Modehaus oft als demütigend empfinden. Beim Einkauf über Versandhäuser könnten sie die Ware zu Hause in Ruhe anprobieren.
Doch nicht nur mit Übergrössen kassieren die Händler ab. Auch die Vorliebe für bestimmte Farben kann zu Mehrkosten führen. Zwei Beispiele:
- Bon-Prix-Kunden zahlen für die «klassische Anzughose mit Bügelfalte» in Schwarz Fr. 14.95. Wer die Hose lieber in Grau hat, muss Fr. 32.95 hinblättern. Das ist mehr als das Doppelte.
- Cyrillus will für einen Lammwollpullover mit V-Ausschnitt für Herren in der Farbe Camel 57 Franken. Wünscht jemand den Pulli in Grau, verlangt Cyrillus 115 Franken – mehr als doppelt so viel. Der Händler rechtfertigt den Preisunterschied: «Der erwähnte graue Pulli stammt aus der neuen Kollektion.»
Von saldo auf die Extrapreise angesprochen, halten sich die meisten Hersteller aber bedeckt. Veillon und Cornelia verweigerten die Stellungnahme. Amazon antwortete: «Unsere Preisgestaltung richten wir nach verschiedenen internen und externen Faktoren aus.» Darüber hinaus wolle man keine Informationen zur Preisgestaltung veröffentlichen. Beim Jelmoli-Versand richtet sich «die Preis- und Angebotspolitik nach einer eigenen Absatzstrategie». Alle Preise seien eindeutig und klar kommuniziert und für alle Kunden «transparent ersichtlich».
Quelle gibt an, dass die höheren Preise für grössere Grössen «innerhalb des Konzerns immer diskutiert werden und man sich eine Umstellung überlege».
Laut Bon Prix kosten die unterschiedlichen Farben eines Kleidungsstückes «in der Regel» gleich viel; ein gemusterter Artikel könne aber wegen Mehraufwand und Mehrkosten teurer sein als eine Uni-Version. «Manchmal erfolgt auch eine Preisreduktion bei bestimmten Farben als Reaktion auf zu hohe Bestände.»
Versandhandel
Preisunterschiede bei den verschiedenen Kleidergrössen:
3-Suisses, Ackermann, Amazon, Bader, Beyeler, Brigitte, The British Shop, Cornelia, Damart, Happy Size, Jack Wolfskin, Jelmoli Versand, Lehner Versand, Mona Versand, Peter Hahn, Quelle, Veillon, Walbusch, Zalando.
Keine Preisunterschiede bei den verschiedenen Kleidergrössen:
Alba Moda, Bon Prix, Charles Vögele, Conleys, Cyrillus, Discovery-24, Esprit, Fashion Classics, Gerry Weber, Heine, Impressionen, Kays,
La Redoute, Madeleine, Schild, Ulla Popken.
Forum
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