Windows 10 sei «das bislang beste Windows»: So preist Microsoft sein neues Betriebssystem an. Für Benutzer von Computern mit Windows 7 und 8 ist Windows 10 gratis.
Nur: Wer nicht aufpasst, schickt nach der Installation laufend private Daten an Microsoft – und zwar in rauen Mengen. Die Verbraucherzentrale von Rheinland-Pfalz bezeichnet Windows 10 gar als regelrechte «Abhörmaschine». In den eigenen Datenschutzbestimmungen gibt Microsoft zu, dass Windows 10 unter anderem folgende Daten absaugt:
- Name
- Mailadresse und Inhalt der gesendeten und empfangenen Mails
- Postadresse
- Telefonnummer
- Alter
- Geschlecht
- Persönliche Interessen und Favoriten
- Einkäufe und Zahlungsdaten
- Persönliches Adressbuch
- Einträge im Terminkalender
- Standort inklusive dessen Verlauf
- Dokumente, Fotos, Musik und Videos
- Nutzungsverhalten (z. B. welche Programme benutzt werden)
Immerhin: Die meisten Mechanismen zur Datenübermittlung an Microsoft lassen sich ausschalten. Das zeigen ausführliche Tests von Sicherheitsexperten bei Arstechnica.com. Dies gilt es bei der Installation von Windows 10 zu beachten:
Installation: «Einstellungen anpassen»
Während der Installation fragt der Computer, wie man Windows einrichten will. Wichtig: Statt auf den grossen Knopf «Express-Einstellungen verwenden» unbedingt auf «Einstellungen anpassen» klicken.
Dieser Schriftzug ist allerdings nur klein und versteckt, am linken unteren Bildschirmrand, zu finden. Mit dem Klick darauf lässt sich die Datenübermittlung gemäss Tests von Anfang an fast vollständig unterbinden. Denn nun fragt der Computer, welche Daten man freigeben will und welche nicht. Die einzelnen Funktionen kann man einzeln ausschalten.
Zwei Funktionen sind, was die persönlichen Daten betrifft, besonders heikel und sollten daher ausgeschaltet werden: «Spracherkennung, Freihand und Eingabe» und «Informationen zu meinem Schreibverhalten an Microsoft senden».
Nur «lokales Konto» einrichten
Anschliessend fragt der Computer nach einem Microsoft-Konto. Es empfiehlt sich, kein solches Konto einzurichten und stattdessen auf «Lokales Konto» zu klicken. Andernfalls werden die Logindaten bei Microsoft gespeichert. Das hat zur Folge, dass die Firma immer weiss, wann man den Computer ein- und ausschaltet.
Datenschutz im Nachhinein verbessern
Gewisse Mechanismen zur Datenübermittlung kann man gemäss den Tests auch im Nachhinein noch ausschalten. Dafür auf den Windows-Knopf unten links klicken, dann auf «Einstellungen» und «Datenschutz». Das sind die wichtigsten Einstellungen:
- «Kennenlernen beenden»: Unter dem Menüpunkt «Spracherkennung, Freihand und Eingabe» auf den Knopf «Kennenlernen beenden» klicken. Damit wird unter anderem die digitale Assistentin Cortana dauerhaft deaktiviert. Diese soll bei der Bedienung des Computers helfen, sammelt dafür aber Unmengen privater Daten.
- «Informationen zu meinem Schreibverhalten an Microsoft»: Unter «Allgemein» den ersten, dritten und vierten Punkt ausschalten. Besonders wichtig ist der dritte Punkt: Damit sendet der Computer nämlich «Informationen zu meinem Schreibverhalten an Microsoft». Konkret: Fast alle Tastatureingaben werden aufgezeichnet und verschickt. Microsoft sagt zwar, es sei kein Rückschluss auf den Benutzer möglich, Passwörter würden zudem nicht gespeichert. Doch der Computer kann nicht unterscheiden, was ein Passwort ist und was nicht.
- «Feedback und Diagnose»: Hier unter Feedbackhäufigkeit «Nie» auswählen und bei Diagnose- und Nutzungsdaten «Einfach». Damit erhält Microsoft so wenig Informationen wie möglich. Stossend: Ganz ausschalten lässt sich letztere Einstellung nicht. Immerhin haben die Tests der Sicherheitsexperten gezeigt, dass keine privaten Daten, wie Name und Geschlecht, gesendet werden.
- «Hintergrund-Apps»: Bei diesem Menüpunkt kann man getrost alle Programme auf «Aus» schalten. Dann funktionieren diese Programme nur, wenn man sie wirklich startet. Weiterer Vorteil: Der Computer benötigt weniger Strom und der Laptop-Akku hält länger.
- «Position»: Auf «Aus» stellen. So wird der Computer nicht geortet.
- Mit lokalem Konto anmelden: Unter «Einstellungen» % «Konten» ist eine Liste mit allen Computer-Benutzern zu sehen. Steht dort «Mein Microsoft-Konto verwalten», so werden die Logindaten bei Microsoft gespeichert. In diesem Fall sollte man auf «Stattdessen mit einem lokalen Konto anmelden» klicken. Damit wird diese Verbindung zu Microsoft gekappt.
Übrigens: Neben Windows 10 sammeln auch viele Handys, Tablet- und Mac-Computer die privaten Daten ihrer Benutzer (K-Tipp 18/14 und «Saldo» 14/12).
Zum neuen Betriebssystem sagt Microsoft-Sprecherin Barbara Josef: «Der Windows-Benutzer bestimmt selbst, welche Daten er Microsoft zur Verfügung stellt. Das hängt davon ab, welche Microsoft-Dienste er nutzt. Speichert er beispielsweise ein Foto auf seinem PC und lädt es nicht auf OneDrive hoch oder versendet es via Outlook, wird es natürlich nicht an Microsoft übermittelt.»
Windows 10: Aktualisierung ist nicht immer kostenlos
Das neue Windows 10 ist nur für Besitzer von Windows 7, 8 und 8.1 kostenlos. Wer einen älteren Computer mit Windows Vista oder XP besitzt, bezahlt bei PC-Ostschweiz 106.45 Franken für die Installations-DVD. Und: Wie bei früheren Betriebssystemen wird auch diesmal kein Handbuch mitgeliefert.
Neben diesen Nachteilen hat das neue Windows auch Vorteile: So gibt es beispielsweise wieder einen Startknopf. Dieser war bei Windows 8 entfernt worden. Wer viele Programme gleichzeitig offen hat: Mit einem Tastendruck auf das rechteckige Symbol am unteren Bildschirmrand neben der Lupe kann man neu alle laufenden Programme anzeigen lassen und diese in Gruppen zusammenfassen. Ebenfalls einfacher und übersichtlicher ist die Systemsteuerung, wo etwa die Druckereinstellungen und die Art des Internetzugangs zu finden sind.
Gut zu wissen: Wie bei allen neuen Betriebssystemen lohnt es sich, einige Monate mit der Aktualisierung zu warten, bis die Kinderkrankheiten behoben sind. Das kostenlose Upgrade ist bis 28. Juli 2016 gültig. Wer mit dem neuen Windows nicht zufrieden ist, kann innerhalb von 30 Tagen auf das alte Betriebssystem zurückwechseln.